Ökomodellregion
Mehr regionales Bio-Rindfleisch auf die Teller durch Ganztierverwertung
Wie kann es gelingen, mehr Bio-Rindfleisch aus der Region auf die Teller der Gastronomie und Betriebsgastronomie zu bringen? Diese Frage stellten sich die Teilnehmenden der Veranstaltung „Bio und Ganztierverwertung in der (Betriebs-)Gastronomie“ der Öko-Modellregion und des Regionalmanagements des Landkreises Ostallgäu im März 2023. Zum Austausch mit Küchenchef Kurt Stümpfig eingeladen waren Gastronomen, Küchenleiter von Großküchen und Bio-Landwirte mit Rindfleischerzeugung. Hr. Stümpfig setzt das Konzept Ganztierverwertung sowie die Zusammenarbeit mit regionalen Bio-Lieferanten bereits seit Jahren erfolgreich im Betriebsrestaurant „Agrora“ um. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit sich mit dem Küchenchef auszutauschen. Zeitgleich konnten sich Küchenleiter und Gastronomen sich mit Bio-Rindfleischerzeuger vernetzten. Beispielsweise hat sich der Biohof Aufmuth mit dem Küchenleiter des Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee vernetzt. In der Küche wird seitdem Rindfleisch in Bio-Qualität aus dem Ostallgäu verarbeitet.
Exkursion: Besichtigung des Betriebsrestaurants Agora
Im November sind rund 30 Teilnehmer der Veranstaltung „Bio und Ganztierverwertung“ sowie neue Interessierte aus Gastronomie und Landwirtschaft der Einladung von Hr. Stümpfig zur Betriebsbesichtigung des Betriebsrestaurants gefolgt. Die Teilnehmer bekamen Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Betriebsrestaurants sowie in die Zusammenarbeit mit regionalen Bio-Erzeugern. Nach einem Rundgang im Betriebsrestaurant mit einer praktischen Demonstration von Fleischzubereitung auch von Innereien in der Küche wurden die verschiedenen Bio-Rindfleischgerichte verkostetet.
Drei neue bio-zertifizierte Gasthäuser im Ostallgäu und in Kaufbeuren
Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wer die Lebensmittel produziert. Daher finden Bioprodukte aus der Region immer mehr den Weg in die Gastronomie. Die Stegmühle in Biessenhofen, die Gifthütte in Kaufbeuren und der Gasthof Engel in Pfronten-Kappel sind nun auch bio-zertifiziert. Alle drei Gasthäuser können jetzt offiziell damit werben, dass sie Bio-Produkte in der Küche verwenden. Die Öko-Modellregion unterstützt Gastronomen und Küchenleiter, die Bio-Produkte aus der Region ihren Gästen anbieten wollen. Im Landkreis sind bereits viele langfristige Kooperationen zwischen der Bio-Landwirtschaft und der Gastronomie entstanden. Viele Gasthäuser beziehen ihre Bio-Produkte bereits aus der Region direkt vom Erzeuger und greifen dazu auf das Genusstagenetzwerk des Regionalmanagements zurück.
Förderung der Bio-Zertifizierung durch den Landkreis
Der Landkreis unterstützt Gastronomen, Großküchen, Cateringbetriebe sowie das Lebensmittelhandwerk in den ersten zwei Jahren mit 75 % der Kosten bei der Bio-Zertifizierung. Voraussetzung für die Förderung ist, dass ein Großteil der Bioprodukte direkt von Erzeugern in der Region bezogen werden. Durch die Förderung werden die Hürden einer Bio-Zertifizierung abgebaut.
Verfügungsrahmen Kleinprojekte
Im Jahr 2023 fördert die Öko-Modellregion Ostallgäu mit insgesamt 41.414,68 Euro elf Kleinprojekte, die die regionale Bio-Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie regionale Bio-Wirtschaftskreisläufe weiter stärken. Der Fördersatz pro Projekt beträgt 50 Prozent der Nettoausgaben. Insgesamt wurden 14 förderfähige Anträge eingereicht. Die Mittel für die Förderung kommen zu 90 Prozent aus dem Landesprogramm BioRegio 2030. Die restlichen 10 Prozent trägt der Landkreis als Träger der Öko-Modellregion. Ausgewählt wurden die Projekte anhand von definierten Kriterien durch ein sechsköpfiges Entscheidungsgremium, welches sich aus Bio-Erzeugung, Bio-Verarbeitung und kommunalen Vertretern zusammensetzt.
Die Förderanfragen wurden von Projektträgern aus dem ganzen Landkreis und aus den verschiedensten Bereichen der Land- und Lebensmittelwirtschaft eingereicht.
Die Projektvielfalt reicht über Ausstattungen für direktvermarktende Betriebe von Bio-Rindfleisch, Gerätschaften für eine alternative Schlachtmethode (Weideschuss), Zentrifugalmühle für die Vermahlung von Kleinstmengen von Getreide und Aronia, Utensilien für die Weiterverarbeitung von Bio-Edelpilzen, Maschinenausstattung für den Bio-Gemüseanbau einer SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft), Umstellung auf Bio-Imkerei des Honigdorfs Seeg, Gerätschaften für die hofeigene Bio-Milch Verarbeitung, bis hin zu einer Tauchkreiselpumpe für die Bio-Edelbrandherstellung aus Bio-Streuobst.
Auch im Jahr 2024 stehen der Öko-Modellregion wieder 50.000 Euro für die Umsetzung von Kleinprojekte im Bio-Bereich zur Verfügung. Es erfolgte bereits ein erneuter Aufruf für die Einreichung von Projektanträgen für das Jahr 2024.
Workshops für mehr Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung
In regelmäßigen Abständen werden Workshops für die Verpflegungsverantwortlichen (Küchenpersonal, Caterer und pädagogisches Personal) organisiert. Es wird aufgezeigt, wie der Einsatz von regionalen Bioprodukten mit begrenzten Budget gelingen kann. Beim diesjährigen praktischen Kochworkshop „Der Weg zur Bio-Bolognese“ war der Fokus auf dem Einsatz von Bio-Rindfleisch in der Kita- und Schulverpflegung. Es wurden verschiedene Varianten der „Bio-Bolognese“ erst kalkuliert und dann gekocht. Der Anteil des Bio-Rindfleisches wurde variiert. Anschließend haben die rd. 15 Teilnehmer die verschiedene Varianten verkostet. Es hat sich gezeigt, dass es möglich ist Bio-Rindfleisch von Direktvermarktern in der Kita- und Schulverpflegung auch mit einem begrenzten Budget einzusetzen.