Landschaftspflegeverband
Landschaftspflege: Auflichtungsmaßnahme und Entbuschung
Im Jahr 2023 führte der Landschaftspflegeverband (LPV) Ostallgäu Landschaftspflegemaßnahmen und Moorschutzmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 585.000 € durch – ein neuer Umsatzrekord in diesem Bereich für den LPV Ostallgäu. Dabei wurden vor allem Streuwiesen, Nasswiesen und Steilhänge gemäht, auch gab es viele Entbuschungen auf verbrachten Flächen.
So fanden beispielsweise an der „Mühlberger Leite“ bei Schwangau aufwändige händische Entbuschungen statt. Die vielen Dornensträucher auf der Weidefläche waren eine besondere Herausforderung für die Handschuhe (die nur wenig halfen) und das Durchhaltevermögen der Landschaftspfleger, die von ehrenamtlichen Helfern eines Allgäuer Wandervereins unterstützt wurden. Noch wochenlang berichteten die Teilnehmer von den Dornen, die als Erinnerungsstücke in ihren Händen steckten.
In der Umgebung von Pfronten begann dieses Jahr eine besonders großflächige Auflichtungsmaßnahme auf einer Alpfläche am Abhang des Kienbergs oberhalb der Fallmühle. Auf etwa acht Hektar wurden vor allem Fichten entnommen, dafür wurde auf drei verschiedenen Trassen eine Forstseilbahn aufgebaut für den Abtransport zum unterhalb liegenden Wirtschaftsweg. Aufgrund der einsetzenden Schneefälle Ende November konnten die Arbeiten noch nicht vollständig beendet werden.
Die Landschaftspflegemaßnahme in dem Weidegebiet diente nicht nur der Erhaltung der Lichtweidefläche, sondern vor allem der Förderung der sehr artenreichen Magerweiden und Halbtrockenrasen auf dem Südwesthang inmitten eines überregional bedeutenden europäischen Schutzgebiets nach der FFH-Richtlinie. Diese Biotope wuchsen immer weiter mit Gehölzen zu, und die damit verbundene Verschattung begann bereits, die lichtliebenden Arten zu verdrängen.
Projekt „Brutplatzmanagement für Wiesenbrüter“ im nördlichen Landkreis
Auch 2024 engagierte sich der LPV für den Kiebitzschutz im nördlichen Landkreis mit einem Sonderprojekt zum Brutplatzmanagement für Wiesenbrüter. Dazu fand am 16. März ein Infoabend für Landwirte im Projektgebiet in Dillishausen statt. Schon im März waren erste durchziehende Kiebitztrupps zu beobachten, die hier aber zunächst nur rasteten.
Witterungsbedingt war die vergangene Saison ein sehr erfolgreiches Jahr für die Kiebitze, die in der Roten Liste deutschland- und bayernweit als „stark gefährdet“ eingestuft werden. Ausschlaggebend waren die reichlichen Niederschläge zu Beginn der Brutzeit im April. Dadurch verzögerte sich die Bodenbearbeitung und Aussaat auf den Maisäckern, und die erste Brut konnte weitgehend unbehelligt von der Ackerbewirtschaftung großgezogen werden. Auch war durch die feuchte Witterung mehr Nahrung für die Vögel da, die sich hauptsächlich von Insekten ernähren.
Der Bruterfolg in der Gegend um Lamerdingen war mit 1,0 in diesem Jahr (im ganzen Wertachtal: 0,94) überdurchschnittlich hoch. Bruterfolg 1,0 bedeutet, dass pro Brutpaar ein Jungvogel flügge geworden ist. Einen großen Anteil an diesem schönen Ergebnis hatten die teilnehmenden Landwirte, die oft sogar auf die ihnen zustehende Entschädigung für die Rücksichtnahme auf ein Kiebitznest verzichteten.
Und auch die beiden ehrenamtlichen Wiesenbrüter-Betreuer Alex Klose und Johnny Fritzsche haben sich als Hauptansprechpartner vor Ort und Berater der Landwirte seit nunmehr schon sechs Jahren wieder sehr engagiert eingesetzt.
BioDiv-Projekt zur Entwicklung artenreicher Wiesen („Wiesenhilfsprojekt Blütenreich Ostallgäu“)
Seit Anfang 2023, des dritten Projektjahres, liegen alle Ergebnisse aus der zu Beginn des Projekts in Auftrag gegebenen Grünland-Erfassung vor. Die Ergebnisse konnten ausgewertet und weiterverarbeitet werden. Im Rahmen der Erfassung sind vor allem im südlichen Landkreis einige weitere, sehr hochwertige Spenderflächen entdeckt worden. Alle in diesem Rahmen kontaktierten Landwirte stimmten einer Beerntung ihrer artenreichen Wiesen zu. Erstmals war im Sommer 2023 hierbei ein handgeführter Wiesefix mit im Einsatz. Die Erntemenge konnte aufgrund dieser beiden Umstände im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt werden und betrug rund 70 kg.
Mit dem letztjährig geernteten Saatgut konnten zwölf Ansaaten durchgeführt werden, sowie eine Ansaat mit reinem Klappertopf-Samen zur Reduzierung des Grasaufwuchses. Des Weiteren wurden im Sommer vier Mähgutübertragungen und vier Entbuschungen/Erstmahden auf brachgefallenen oder schlecht gepflegten Wiesen mit Biotopstatus durchgeführt. Alle Feldstücke, auf denen in den letzten drei Jahren eine Renaturierung durch das Wiesenhilfsprojekt angestoßen wurde, ergeben zusammen eine beachtliche Fläche von 35 Hektar. Die umgebrochene Fläche auf diesen Feldstücken betrug insgesamt 1,75 Hektar.
Auf allen Empfängerflächen wurde außerdem ein Monitoring durchgeführt, um die Entwicklung im Blick zu behalten und möglichen Problemen frühzeitig entgegenzuwirken. Auf den in den ersten beiden Projektjahren angereicherten Flächen konnten, vor allem im Bereich der umgebrochenen Streifen, bereits einige Zielarten nachgewiesen werden. Darunter vor allem Klappertopf, Rotklee, Spitzwegerich und Labkraut, vereinzelt jedoch auch Pippau und Wicken.
Auch die Beratung von Bewirtschaftenden bekanntermaßen artenreicher Flächen wurde weiterhin in den Fokus genommen. So wurden alle Gemeinden und Wasserzweckverbände im Landkreis angeschrieben um eine freiwillige Mähberatung der Zonen I der Wasserschutzgebiete anzubieten. Diese Flächen sind oftmals aufgrund der jahrelang ausbleibenden Düngung sehr kraut- und artenreich. Sechs Wasserzweckverbände bzw. Gemeinde-Bauhöfe nahmen das Angebot der Beratung an und unter den Flächen konnten vier als besonders artenreich und damit Spenderflächen-geeignet identifiziert werden.
Während der Vertragsnaturschutz(VNP)-Antragstellungsphasen Anfang 2022 und 2023 wurden 55 telefonische Beratungsgespräche geführt und 22 VNP-Verträge auf Spender-, Maßnahmen- und Potentialflächen abgeschlossen. Gemeinsam mit der Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege wurde eine Schulung der Bauhof-Mitarbeitenden der Gemeinden zum Thema Wiesen durchgeführt.
Um das Projekt und die Wichtigkeit von artenreichem Grünland weiter publik zu machen, wurden 2023 vier Zeitungsartikel veröffentlicht, eine gemeinsame Pressekonferenz mit Landrätin Maria Rita Zinnecker abgehalten, eine Schulung zum Thema Regio-Saatgut für die Wildlebensraumberatenden in Schwaben gemeinsam mit dem bayerischen Artenschutzzentrum durchgeführt, sowie eine Kooperation mit dem W-Seminar der elften Jahrgangsstufe des Gymnasiums Hohenschwangau gestartet. Die Schülerinnen und Schüler werden Artanreicherungen auf Ankaufsflächen des Bund Naturschutz über das Schuljahr hinweg in Theorie und Praxis begleiten.
Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung
Am 30. März präsentierten sich eine Vielzahl der bayerischen Landschaftspflegeverbände bei einem Infotag am Bayerischen Landtag im Maximilianeum. Die Allgäuer LPVs zusammen mit dem LPV Günzburg stellten dabei den Einsatz der Landschaftspflegeverbände für die Erhaltung von verschiedenen artenreichen Wiesentypen und dort typischen Schmetterlingen in Schwaben heraus.
Im Jahr 2023 fanden insgesamt vier LPV-Exkursionen im Rahmen von BayernTourNatur statt, zwei davon waren Pilzexkursionen, die von Herrn Rüdiger Kroll von der LPV-Geschäftsstelle geleitet wurden.